Jetzt, am Vorabend Deines 3. Todestages, fragen wir uns, wo die vergangenen Jahre, die wir Deinen leeren Stuhl und das aufgeräumte Kinderzimmer anschauen mußten sowie wöchentlich Spuren von Dir irgendwo im Haus oder Garten finden, geblieben sind ! 
3 Jahre, das ist fast Deine gesamte Lebenszeit; die Gesamtheit aller Erfahrungen, die Du machen durftest; Zeit, die Du hattest, um Deine Eltern, Deine Schwester, Verwandte und Mitmenschen zu nerven mit Deinem Gebrüll, Deiner permanenten Unzufriedenheit, Deines Dickschädels und Starrsinns ... 3 Jahre, die wir nicht sehen durften, nicht teilhaben konnten, wie Du eingeschult wirst; welche Freunde Du gehabt hättest; was Dir Spaß gemacht hätte ... 
Hätte, wenn, aber ... wir stellen fest: wir haben nicht gelebt, wir haben lediglich überlebt ...  
Aber es ist schön zu sehen, daß die Spuren, die Du kleine Motte hinterlassen hast, von vielen Menschen auch nach 3 Jahren noch wahrgenommen werden, an Dich gedacht und Du vermisst wirst .... 
Dein mit Blumen geschmücktes Grab legt Zeugnis ab, von einem kleinen großen Menschen ! 
 
Wir danken allen, die sich die Mühe gemacht und sich der Anstrengung ausgesetzt haben, sich an Talke zu erinnern, an Ihr Grab zu gehen, an uns gedacht oder uns auf vielfältige Weise wieder unterstützt haben !!!
 
Artikel, der zum Nachdenken anregt ....
Urheberrecht: T-Online 01.03.2012
Sterbende Kinder: Was hilft, wenn nichts mehr hilft?
  
           
        Engelsfreunde warten - der unheilbar kranke Joshua hat keine Angst vor dem Tod. (Quelle:  buss-kinder e.V.)
 Es ist wohl das Schmerzhafteste, was Eltern  passieren kann: Das eigene Kind beim Sterben begleiten. Marion G. und  Christine S. machten dies im vergangenen Jahr durch. Bewundernswert: Sie  helfen anderen Eltern in derselben Lage und sprechen ganz offen über  ihre Erfahrungen mit dem frühen Tod. 
Tapfer um jedes Lebensjahr gekämpft
Joshua  war ein besonders fröhlicher Junge. 13 Jahre durften seine Eltern  Marion und Tobias G. sein Lachen genießen, bis es am 13. Januar 2011 für  immer verstummte. Der Junge starb nach langem Kampf - zuhause, in den  Armen seines Vaters. Auch Maren hat ihre Familie mit nur 14 Jahren für  immer verlassen. Sie starb am 8. August vergangenen Jahres im  Krankenhaus. Den Transport nach Hause hätte sie nicht überlebt.
Marens Leben war von Anfang an in Gefahr
"Dass  Maren 14 Jahre bei uns war, sehe ich als großes Geschenk", erzählt  Marens Mutter Christine. Denn mit ihren angeborenen Grunderkrankungen  hätte Maren gar nicht leben dürfen: Bereits mit zehn Wochen musste ihr  Herz transplantiert werden. Maren wusste, dass ihre Zeit sehr begrenzt  ist: "Als es Zeit war loszulassen, ist sie ganz friedlich gestorben."  Ihre Eltern hatten im Vorfeld alles mit Maren besprochen und geregelt:  Wie die Trauerfeier aussehen wird und dass sie einen Baum im Garten  pflanzen werden.
Joshua wollte irgendwann nicht mehr leben
Joshua  war ein scheinbar gesundes Kind, fing mit einem Jahr zu sprechen und  laufen an. Als er eines Tages hinfiel und es nicht mehr geschafft hatte,  sich mit den Händchen abzufangen, fuhren die Eltern ins Krankenhaus.  "Nach einer Kernspintomographie war die Diagnose klar", erinnert sich  seine Mutter Marion. Joshua hatte Leukodystrophie, eine genetisch  bedingte Stoffwechselstörung. Sie schritt rasant voran. Innerhalb von  zwei Wochen verlernte Joshua laufen, krabbeln und sitzen. "Mehr als  hilflos zuzuschauen, konnte niemand machen. Die Ärzte entließen uns nach  Hause und gaben ihm noch zwei Jahre."
Doch Joshua kämpfte wie  ein Wilder um sein Leben, bis er den Kampf mit 13 Jahren dann doch  verlor. "Vor dem Tod hatte Joshua keine Angst. Es war für ihn ganz klar,  dass er dann unter Engelsfreunden ist - endlich frei, ohne Schmerzen  und Atemnot. Damit hat er auch uns Kraft und Mut gegeben." Da ihm  Erstickungsanfälle so schwer zu schaffen machten, wollte Joshua schon im  Sommer 2010 sterben. "Leider hatte er dann einen sehr schweren Weg: Die  Sterbephase dauerte von Oktober 2010 bis Januar 2011."
Jede Familie hat ihren eigenen Weg
Für  Joshua war klar, dass er zuhause sterben wollte. Maren musste die  letzten Wochen im Krankenhaus intensivmedizinisch betreut werden -  Nebenwirkungen der Medikamente, die sie seit der Transplantation täglich  nehmen musste, hatten schließlich auch noch zu Krebs geführt. "Ich  dachte vorher, dass Maren zuhause sterben würde. Doch das Leben mit  einem unheilbar kranken Kind lehrt uns, dass Unvorhergesehenes passieren  kann. Im Krankenhaus war sie einfach am besten versorgt - und nachdem  wir einen eigenen Raum für die ganze Familie bekommen hatten, war es  auch dort gut", sagt Christine S. Die Möglichkeit, zum Sterben in ein  Kinderhospiz zu gehen, hatten beide Mütter ebenfalls im Vorfeld  organisiert. "Man muss sich vorher um alle Eventualitäten kümmern, sich  intensiv mit dem Tod auseinandersetzen - auch wenn es dann vielleicht  ganz anders wird. Denn Sterben ist eine Grenzerfahrung, die nicht  absehbar ist und überwältigt. Wenn es in diese Phase geht, kann man  nichts mehr reden oder organisieren, dann muss man beim Kind sein, sonst  nichts", weiß Marion G.
Ein tragfähiges Netzwerk schaffen
Joshua  daheim sterben zu lassen, bedeutete 24-Stunden-Pflege: "Es musste immer  jemand da sein, um seine Atmung zu überwachen und ihm bei Schmerzen und  Angst beizustehen. Im Notfall mussten Joshua auch Medikamente gespritzt  werden." Um solch eine Betreuung umsetzen zu können, muss man sich  vorher kümmern. "Intensive Gespräche, das Kennenlernen von  Kinderpalliativmedizinern, Vertrauen aufbauen, die Organisation von  Familienbegleitern, Seelsorgern, Pflegekräften, Psychologen, ambulantem  Kinderhospizdienst, Sozialpädagogen, Großeltern oder Freunden, die  vielleicht helfen können - all das muss vor der eigentlichen Sterbephase  passieren.
Man braucht Menschen, die die Bedürfnisse der Familie  dann umsetzen", so Marion G. Bei Joshua war das neben einigen  Palliativmedizinern vor allem seine Kinderärztin. "Wir hatten sie  gefragt, ob sie uns begleiten würde. Dass es dann solche Formen annahm,  wusste natürlich keiner, aber sie hat zu ihrer Zusage gestanden: In  seinen letzten Lebenstagen brauchte Joshua sie beinahe jede Nacht. Dann  saß sie stundenlang an seinem Bett, hat mit uns ausgeharrt, oft bis drei  Uhr früh." Ganz wichtig sei, sich ein möglichst großes Netzwerk  aufzubauen: "Je größer dies ist und je intensiver man alles besprochen  hat, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass der ein oder  andere dabei ist, der das alles mit aushält." 
Betroffenen Hilfestellung bieten
Dass  der Aufbau solch eines Netzwerks gar nicht so einfach ist, mussten  Marion G. und Christine S. nach der Diagnose "sterbenskrank" selbst  erfahren. Vergeblich suchten sie nach Hilfe und Unterstützung für ihre  besondere Lebenssituation. Mit weiteren betroffenen Eltern schlossen sie  sich dann im Jahr 2000 zusammen und gründeten den gemeinnützigen Verein  "Familienkreis behinderter und schwerkranker, sterbender Kinder -  buss-Kinder e.V." mit Sitz in Germering bei München. Er begleitet  Familien ab der Diagnose, im Leben, im Sterben und über den Tod hinaus.  Je nachdem, was die Familie braucht, gibt es Kontakte zu verschiedensten  Hilfsangeboten. "Wir können zwar nicht Pflege- oder  Kinderpalliativgeld-Anträge, etc. ausfüllen, aber an die richtigen  Stellen vermitteln. Es ist extrem wichtig, schnell zu reagieren - nicht,  dass die Familie auch noch in finanzielle Not kommt." Doch dafür gebe  es immer noch nicht genügend Unterstützung.
Eltern todkranker  Kinder sehen sich mit vielen Hürden konfrontiert: "Hilfe von einem  Pflegedienst wurde bei Joshua nicht sofort genehmigt", erzählt Marion G.  "Wir mussten Einsprüche einlegen, bis wir nach einem Jahr endlich ein  paar Stunden genehmigt bekamen. Doch selbst dann konnten wir nicht  versorgt werden: Pflegenotstand!" Bei den "buss-Kindern" können  Betroffene dann neuen Mut schöpfen: "Man lernt andere Familien kennen,  die solch schlimme Situationen schon überlebt haben. Auch sie sind durch  die Hölle gegangen, aber man sieht: Die haben das ausgehalten; denen  geht’s gar nicht nur schlecht. Wir können das Sterben nicht abwenden,  aber wir können das Beste aus dem Leben mit unseren Kindern machen. Man  kann lernen, sich Kraftquellen zu schaffen, um den Alltag auszuhalten",  so Marion G., "sich zum Beispiel schon an kleinen Dingen, wie einem  Lächeln, freuen." Seminare zur Veränderung der Problemwahrnehmung stehen  bei den "buss-Kindern" deswegen regelmäßig auf dem Programm. Daneben  gibt es Gesprächskreise und Trauergruppen für die Eltern,  Nachmittagsangebote für die Kinder und Treffen ihrer Geschwister.
Geschwister besonders gefordert
Als  Maren vergangenes Jahr starb, war ihre Schwester Diana gerade 16 Jahre  alt. Mit einem immer kranken Geschwisterkind aufzuwachsen, das einen  dann auch noch viel zu früh verlässt, stellt solch junge Menschen vor  Situationen, die schon einen Erwachsenen überfordern: In der Schule  müssen sie weiter funktionieren, Gleichaltrige können die Situation kaum  nachempfinden oder verstehen und Behindertenwitze sind in Schulen eher  an der Tagesordnung als Mitgefühl. "Wir als Erwachsene können mit  Freunden über die Situation reden und uns auch besser distanzieren. Doch  das Kind in der Schule kann das nicht", weiß Christine S. Diana musste  sich an einem Tag von ihren Mitschülern anhören, warum sie denn immer  noch traurig sei und am nächsten, wie sie denn überhaupt lachen könne.
Doch  solche Probleme kriegen die Eltern kaum mit - zumindest nicht solange  der kleine Patient noch lebt: "Die Geschwisterkinder halten viel von uns  weg. Sie wollen uns schützen, würden zum Beispiel niemals äußern, dass  sie sich vernachlässigt fühlen. Darum ist es so wichtig, dass sie von  den Geschwistergruppen und deren betreuenden Sozialpädagogen aufgefangen  werden", weiß Christine S. "Mann und Frau haben sich noch - und noch  ein Kind." Diana ist jetzt einzeln übrig geblieben und bringt die  Situation mit ihren eigenen Worten auf den Punkt: "Das ist voll scheiße  Mama, dass Du nicht noch mehr Kinder bekommen hast. Dann wäre ich jetzt  nicht so alleine."
Das Abschiednehmen beginnt mit der Diagnose
Bekommen  Eltern die Diagnose, dass ihr Kind unheilbar krank ist, stürzt sie das  in die erste Trauerphase: "Ich muss mich vom Leben mit einem gesunden  Kind verabschieden. Dann trauere ich um jeden Rückschritt, jede  verlorene Fähigkeit und muss hilflos zusehen, wie das Leben aus meinem  Kind rinnt. Am Ende steht das Sterben und Loslassen", resümiert Marion  G. ihre traurige Erfahrung mit Joshua. Die Auseinandersetzung mit dem  Tod ist etwas, was man vor sich herschiebt, was Angst macht. "Doch wenn  mein Kind im Sterben liegt, hilft nur, das anzunehmen: Die Frage nach  dem "Warum" muss man ablegen - darauf wird man nie eine Antwort finden!"
Den Verlust ihrer Kinder Joshua und Maren tragen Marion G. und  Christine S. immer mit sich. Sie lassen den Schmerz zu, weinen, wenn  Tränen hochkommen. Doch am Leben hindert es sie nicht. "Hier die Balance  zu finden, ist sehr schwierig", sagen die Frauen. "Trauer hat auch  etwas tröstliches - und sie braucht Zeit. Auch die Gesellschaft muss  einem gestatten, sich für die Trauer Zeit zu nehmen. Nach einem Jahr ist  es noch nicht vorbei - vielleicht auch nicht nach zwei oder drei  Jahren, vielleicht nie..."
Weitere Infos: Um von den "buss-Kindern" (www.buss-kinder.de)  Hilfe zu bekommen, muss man kein Mitglied sein - auch wenn sich der  Verein rein aus Spenden finanziert. Telefonische Beratung und  Information zu allen Themen, die Familien mit einem behinderten und  schwerkranken, sterbenden Kind betreffen, bekommt man jeden Donnerstag  und Freitag von 10 bis 12 Uhr unter 089/84936218. Der Anrufbeantworter  wird jedoch täglich abgehört.