Talkes Tagebuch
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Nur Talke ?



Am 21.11.08 haben Evke, Talke und Kathrin in der Nachbarschaft Kekse gebacken. Talke  war fein gestellt, hatte einen gesunden Appetit beim Keksenaschen, spielte und freute sich des Lebens.

Noch 7 Tage ....

Wir entschieden uns, beide Kinder am Wochenende "abzugeben" und Weihnachtsgeschenke in Bremen zu kaufen. Eine gute Entscheidung - dort fanden wir die Nummer eins auf den Wunschzetteln der Kinder: das Feenhaus von Schleich. 2 Stück waren noch vorhanden und verschwanden sogleich aus dem Regal. Wir kauften weiter ein ...

Es sollte der letzte ruhige, entspannte und sorgenfreie Sonnabend werden ...

Die Ruhe war am Sonntag um 14.00 Uhr vorbei. Wir schenkten der Bemerkung Kathrins Bruder keinerlei Bedeutung, wonach er Talke  desöfteren am Wochenende an die Hand nehmen mußte und den Eindruck hatte, als das sie schwindelig sei ! Blödsinn, das Kind brütet irgendeine Krankheit aus, ist müde oder durchlebt wieder eine der vielen Entwicklungsphasen. Alles Quatsch.

Im Kindergarten fragten wir am darauffolgenden Tag, ob Talke irgendwie in der jüngsten Vergangenheit auffällig gewesen sei ... Alles soweit in Ordnung, wir verabschiedeten uns mit den üblichen Turnübungen, dem Blick auf die Weltkarte, der Frage nach den Kontinenten, dem obligatorischen "Papa-Du-Mußt-Jetzt-Gehen-Rauswurf" und einem guten Gefühl: das Kind brütet etwas aus, aber nichts Schlimmes .... Um 10.00 Uhr klingelte das Telefon und die Kindergärtnerin bat um Abholung unseres Kindes; die Kleine würde gegen die Türrahmen laufen und irgendetwas würde mit ihr nicht stimmen. Kathrin holt Talke ab und beschließt auf dem Weg nach Hause noch ein Blutbild machen zu lassen. Sicher ist sicher ...

Aber irgendetwas stimmte wirklich nicht mit Talke ... Der Gang war unsicher, irgendwie wirkte die Kleine, die sonst so lebhaft und voller Energie war, schlaff und müde. Hatte sich nicht auch Ihre Aussprache verändert ? Quatsch, sie brütet etwas aus - reden wir uns ein, vor einer Woche war doch alles bestens.

9Stunden bis zur Diagnose.

Am 28.11.08 haben wir uns entschieden, aufgrund des unsicheren Gangs von Talke einen HNO-Arzt aufzusuchen. Vielleicht ist ja etwas mit dem Gleichgewichtssinn nicht in Ordnung ? Hören konnte sie ja noch nie, der Schlingel !

Die Untersuchung in Wittmund begann um 10.00 Uhr. Lassen wir im nachherein die Untersuchung mit dem jetzigen Kenntnisstand Revue passieren, haben wir den Eindruck, als daß der Arzt beim ersten Blick wußte, daß Talke schwerkank war. Hing da nicht irgendwie der Mundwinkel und lief da nicht etwas Speichel aus dem Mund ? Blödsinn, vor 7 Tagen war das Kind gesund, hat sich normal entwickelt. Er sagt nichts und gibt uns eine Überweisung für die Kinderklinik in Oldenburg Kreyenbrück ...

Um 15.00 Uhr trafen wir in Oldenburg ein und es begann ein Untersuchungsmarathon. Wir wurden von Pontius zu Pilatus, von A nach B geschickt und wechselten im Laufe des Nachmittags das Krankenhaus. Dort - im Evangelischen Krankenhaus ( wie passend ), hat man sich darauf spezialisiert, das Gehirn in Schichten aufzunehmen. Aber wieso das Gehirn ? Das Gleichgewichtsorgan ist doch im Ohr plaziert ?

Die Zeit bleibt stehen, Gegenwart ....

Talke ist tapfer, läßt alles über sich ergehen: eine fremde Umgebung; fremde, kalte Hände; Pflaster und Spray; Kabel; eine Narkose .... und schläft ein. Wir warten auf dem Flur. Warten, warten, warten, warten und warten .... Endlich geht die Tür auf, nach 2 Stunden geht die Tür auf und .... niemand spricht mit uns. 

Kein Problem, wäre es besorgniserregend, würde die Kleine hierbleiben und gleich operiert werden. Ein Taxi bringt uns von einem Krankenhaus zum anderen, derweil Talke mit dem Rettungswagen zurückgebracht wird. Endlich werden wir informiert - keine Diagnose, aber immerhin die Bitte, daß wir uns um 21.00 Uhr auf der Onkologie im gelben Zimmer einfinden mögen. Onkologie ? Was hat die Onkologie mit Talke zu tun ? Was ist mit dem Gleichgewichtssinn, was haben Hammer, Amboß und Steigbügel im Ohr mit unserem Kind zu tun ?

Derweil Talkes Narkose verlängert wird, eröffnet man uns Ihr Todesurteil im gelben Zimmer.

Zitat:

Doktor: Ihr KInd leidet an einem PONSGLIOM, einem Tumor zwischen Kleinhirn und Rückenmark, einer exponierten Zone im Gehirn, in der man unmöglich operieren kann ...

Wir: Kann Sie daran sterben?

Doktor: Das ist möglich ...

Zitat Ende

Es ist 21.45 Uhr und wir wissen, daß Talke sterben wird. Nicht das Gleichgewichtsorgan, ein PONSGLIOM !