Talkes Tagebuch
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Nur Talke ?



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Da nimmst Du Dir die Zeit (von der Du sicherlich nicht genug hast) und bringst sehr persönliche Zeilen zu Papier; Du versuchst Dich in unsere Lage zu versetzen (etwas, das nicht nur Zeit, sondern Arbeit, Mühe und Anstrengung erfordert ) und vermittelst uns damit das Gefühl „He, hier ist jemand, der an Euch denkt; dem Ihr nicht egal seid und Euch helfen will, mit einem anderen Gedankenansatz aus der Grube zu kommen“ ... Das alleine ist schon viel mehr wert, als die übliche Gleichgültig- und Oberflächigkeit, der uns umgebenen Mitmenschen ...

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Durch Talkes plötzliche Krankheit und Ihren Tod, ist unser ganzes Leben durcheinander geraten ! Jeder Bereich des Familienlebens ist davon betroffen,  24 Stunden lang, tagein, tagaus ! Jede Fahrt mit dem Auto, jeder Besuch im Büro, im Kaufhaus, am Südstrand, im Lokal, beim Bäcker oder im Supermarkt, Kindergarten, Sportverein oder Grundschule – es gibt keinen Ort, der uns nicht den Verlust des unschuldigsten Familienmitglieds immer wieder vor Augen führt und schlussendlich mit dem Gedanken endet, wie wir Talke auf dem Flur mit Ihrer Bettdecke und Kuscheltieren in den Sarg gelegt haben ...

So nah am Tod des eigenen Kindes zu sein, den Sensenmann kommen und gehen zu sehen, das prägt, es schmerzt auch nach 4 Jahren wie ein Stachel im Fleisch ...

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Wir hingegen können weder durch den Einsatz aller uns zur Verfügung stehender materieller Mittel noch durch externe Dienstleister die Situation ändern – Talke ist tot, sie kommt nicht wieder und damit einhergehend kein Kuscheln, Vorlesen, Baden, gemeinsames Lernen und so weiter !

Als Eltern versucht man, den Würmern etwas mitzugeben, sie zu prägen und fit zu machen für die Zukunft – das ist oftmals anstrengend und nervenaufreibend ! Aber  noch schlimmer ist es, hilflos mit anzusehen, wie Evke unvermittelt anfängt zu weinen ! Sich ein Bild Ihrer Schwester nimmt und damit spricht ! Dem Bild mitteilt, wie schön das gemeinsame Spielen war und das Schlafen in einem Bett ! Wie sehr Talke Ihr fehlt!

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Und dennoch gehen wir alle unseren Weg:

Aber kannst Du Dir vorstellen, wie anstrengend das ist ? Diesen täglichen Spagat zwischen Normalität und abgrundtiefer Trauer ? Immer im Bewusstsein, bloß nicht anderen zur Last fallen zu wollen, bloß nicht die Mitleidsschiene ... Auszuhalten, wenn andere glückselig über die perfekte Entwicklung ihrer gerade eingeschulten Kinder schwadronieren und wir zum Friedhof gehen, um festzustellen, das Grabschmuck gestohlen wurde ?

In diesen Momenten müssen wir uns eingestehen, dass wir einfach nicht mehr dazugehören, anders und geprägt sind. Eine Psychologin hat es auf den Punkt gebracht:

Früher waren wir alle auf einer Höhe, alles lief wunderbar ... Jetzt sind seid ihr unten, verwaiste Eltern;  Aussetzige, mit denen man sich besser nicht unterhalten sollte, weil anstrengend, mühsam und nicht lustig ! Nur sehr, sehr wenige Menschen machen sich die Mühe und begeben sich zu uns herunter, indem sie ernsthaft fragen, wie es uns geht; wie wir als Restfamilie klarkommen; wie sich Evke, die nicht nur ihre Schwester, sondern auch ihre „normalen“ Eltern verloren hat, entwickelt ...