Talkes Tagebuch
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Nur Talke ?



 

Irgendwann Ende Juli 2004 fand in Mamas Bauch zum zweiten Mal eine besondere Zellteilung statt. Diverse Zellteilungen sollten sich anschließen, um uns am 19.03.2005 einen gemütlichen Fernsehabend zu vermasseln.

5 Tage über Termin wollte "es" dann doch nicht mehr warten. Genau wie bei ihrer großen Schwester Evke 2001 sollte es eine lange nächtliche Sitzung werden, bis dann am 20.03.05 morgens um 05.25 Uhr ein Schreihals in Wilhelmshaven das Licht der Welt erblickte. "Es" sah aber irgendwie komisch und anders aus als Evke:  dunkle Haare und knautschig... Egal, "es" war Talke, 2.940 g und 0,49 m groß ! Alles "dran", offensichtlich gesund und mit allen Reflexen ausgestattet.

Knapp 4 Jahre noch.

Die kommenden 11 Monate waren anstrengend - Talke forderte unsere ganze Aufmerksamkeit und es wurde zunehmend schwieriger, Ihr sowie Evke gerecht zu werden. Um spätestens 20.00 Uhr waren wir alle im Bett, da zwischen 01.00 und 03.00 Uhr die Nacht vorüber war. Die ganze Aktion, d.h. wickeln, Pulle, Bäuerchen und  wieder einschlafen dauerte mindestens 2 Stunden - Abnutzungserscheinungen ( ähnlich wie im Comic ) im Laminat zeugen von endlosen Wanderungen im Wohnzimmer und noch heute können / könnten wir bei vollkommener Dunkelheit die Entfernungen im Wohnzimmer und der  Diele richtig einschätzen.

Und auch während des ersten gemeinsamen Urlaubs zu viert in der Nähe von Fulda konnte Talke nicht überzeugt werden, Ihre Schlaf- und Essensgewohnheiten grundlegend zu ändern.

Besser wurde es kurz vor Ihrem ersten Geburtstag. Die Nächte wurden länger und Talke zufriedener. In mancher Hinsicht war sie im Vergleich zu ihrer großen Schwester sogar schneller und Hinblick auf die Motorik weiter – krabbeln, selbstständig spielen oder „malen“. Im Juli 2006 lernte Fritz, wie Evke ihre kleine Schwester mittlerweile nannte, Laufen. Wir waren zu dieser Zeit im Urlaub in Bad Mergentheim, als Fritz für sich beschloß, nunmehr auf 2 Beinen die Welt zu erkunden, um mit weniger Aufwand schneller ans Ziel zu kommen !

Was wir nicht wußten, war der Umstand, daß die Sanduhr unerbittlich abläuft – Talke hat noch ungefähr 2,5 Jahre zu leben.

Auch Evke fand nun mehr und mehr Gefallen an ihrer Schwester, die jetzt nicht mehr nur ein nimmermüder Nimmersatt war, sondern auch mitspielen konnte. Die beiden Schwestern haben sich zusammen geschminkt, geknetet und getuscht – Talke war immer dabei, mittendrin und eingebunden in alle Aktivitäten. Waren Freundinnen von Evke zu Besuch, durfte Fritz immer mitspielen und Evke nahm es sogar in Kauf, daß Ihre Freundinnen beleidigt abzogen, weil es Ihnen nicht paßte, daß ein kleines Geschwisterkind dabei war !

Irgendwann hatte auch der nächtliche Windel-/Mülltourismus ein Ende und Fritz ging allein auf die Toilette ( selbstverständlich ohne Kindersitz – „ich groe, allein“ ).   Ein neues Bett mußte her („ich groe Bett“ – selbstverständlich ein Hochbett wie Ihre Schwester ) und auch das obligatorische Laufrad erfreute sich zunehmender Beliebtheit.

Talke hat noch gut 2 Jahre zu leben.

2007, wieder im Urlaub in der Nähe von Nürnberg, entdeckte Talke Ihre Zuneigung zu Pferden. Ohne Hemmungen und immer auf dem größten Gaul, gerne im Galopp – die blauen Augen leuchteten und die kleine Zahnlücke wurde beim Lachen sichtbar.

Die Schwestern verbrachten viel Freizeit miteinander – am Wochenende wurden die Matrazen von einem Zimmer ins andere geschleppt und Evke las Ihrer kleinen Schwester vor, puzzelte mit Ihr oder legte eine unerschöpfliche Gedult im Kaufmannsladen an den Tag.

Der Sensenmann macht sich langsam auf den Weg, Fritz hat nicht einmal mehr ein Jahr zu leben.

Im April 2008, gleich nach den Osterferien, erhielten wir einen Platz im Kindergarten. Ohne Geschrei, Tränen oder Gequengel fand Talke sich zurecht und ordnete sich in der Gruppe ein. Sie fühlte sich wohl, wurde zu ihrem ersten ( einzigen und letzten ) Kindergeburtstag eingeladen und bestand darauf, so lange wie möglich täglich im Kindergarten bleiben zu können !

Ein letztes Mal machten wir zu viert Urlaub, fuhren einmal durch die Republik in den Schwarzwald. Auch 8 Stunden im Auto machten den Mädels nichts aus, die Schwestern unterhielten sich prächtig, haben gelesen, spielten, lachten und machten Unfug.  

Noch 8 Wochen bis zur Diagnose ...