Talkes Tagebuch
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Nur Talke ?



Wir entscheiden uns, am 04.01.09 das Krankenhaus zu verlassen, um unser Kind zu Hause in ihrer vertrauten Umgebung sterben zu lassen. Zu diesem Zweck haben wir das Gästezimmer entsprechend umgebaut, sämtliche Materialien, Nahrung und Geräte werden im Laufe des Tages geliefert, ein mobiler Pflegedienst übernimmt 2 x am Tag die Betreuung und medizinische Überwachung. Talke wird mit einem Rettungswagen zusammen mit Ihrer Mama nach Hause gebracht und in ihr Sterbebett gelegt. 

Mit Ankunft des Rettungswagens steigert sich das Informationsbedürfnis der Nachbarn. Saisonale Widrigkeiten verhindern den Informationsaustausch über den Gartenzaun, dennoch "genießt" unser kleines großes Mädchen zum letzten Mal sämtliche Aufmerksamkeit, die sich bedauerlicherweise bei vielen Menschen nicht in Hilfe oder Anteilnahme, sondern in hirnlosem, kleinbürgerlichen "ach-ist-das-schlimm-aber-ich-wußte-ja-daß-da-was-nicht-stimmt" äußert.

Für uns hingegen beginnen 7 Wochen, in denen wir zwar unser Kind im Arm halten können, auf der anderen Seite hingegen alle 3 Stunden umbetten und wickeln müssen. Es beginnt ein Spagat zwischen Normalität und Wahnsinn.

Die Ferien sind vorüber und Evke trifft sich  - auch in unserem Haus - mit ihren Freundinnen, geht zum Sport und verlangt mit Recht alle Annehmlichkeiten, die 2 Monate zuvor auch ihrer Schwester zuteil wurden. 10 Meter entfernt von Talke wird Pferd gespielt, gemalt, sich verkleidet und gelacht. Es stellt sich einer gewisse Normalität ein - Talkes Zustand bleibt unverändert, ich (P) gehe zumindest tagsüber wieder arbeiten ...

Anstrengend sind die Nächte: im Haus ist es ruhig, lediglich der Sauerstoffkompressor für Fritz zischt und brummt. Wie vor fast 4 Jahren, als Talke geboren wurde, gehen wir zeitig zu Bett. Ich lasse mich gegen Mitternacht und dann wieder gegen 03.30 Uhr wecken, um Talkes Schlafposition zu verändern, sie zu wickeln, abzusaugen und das Schmerzmittel zu verabreichen.

Der Monat geht dahin ... Wie lange noch ?